Erinnerungstag: Erstmals wettkampfgerechte Sportstätte

Das neue Turnerbad auf der „Gaaßewaad”

von Heinz Keller

Weinheim. Vom Sommer, Sonne, Schwimmbad kann derzeit nur selten die Rede sein und dennoch darf heute an ein Ereignis erinnert werden, das die Einstellung der Weinheimer zum Schwimmen verändert hat: den 80. Jahrestag der Eröffnung einer neuen, wettkampfgerechten Schwimmsportanlage im Gorxheimer Tal. Das neue Turnerbad (heute Waldschwimmbad) wurde zur Heimat der jungen Schwimmabteilung, die in den acht Jahrzehnten seither zu einer der erfolgreichsten Abteilungen in der TSG 1862 Weinheim wurde.

Erstmals standen nun für Schwimmwettkämpfe sechs Bahnen im 50 x 22 m großen Becken zur Verfügung und der Fünfmeter-Sprungturm als optischer Höhepunkt am Westende der neuen Sportstätte gab auch Wasserspringern die Möglichkeit, ihr Können vom Brett oder der Plattform zu zeigen. Tausende Weinheimer Buben und Mädchen lernten fortan an der Angel im Turnerbad das Schwimmen.

Das neue Schwimmbecken war der wichtigste Teil des Sportstättenausbaues auf dem Waldspielplatz, der außerdem neue Anlagen für die Handballer, die Leichtathleten und die Ringtennisspieler schuf. Am Waldrand war zugleich an langgezogener, eingeschossiger Bau mit Umkleiden, Kleideraufbewahrung und Toiletten entstanden, in dem auch eine Platzwartwohnung vorgesehen war. Alle Anlagen, das Maschinenhaus zur Wasseraufbereitung eingeschlossen, lagen auf der Südseite des Grundelbachs, der 1929 erstmals mit dem Bau eines Plansachbeckens übersprungen worden war. Bis dahin war die Wiese eine „Gaaßewaad”, eine Geißenweide, auf die die Mitglieder der Ziegengenossenschaft alltäglich ihre Tiere trieben. Deshalb hatte sich der damalige Turnverein 1862 Weinheim (heute TSG 1862) beim Geländeerwerb nicht nur mit dem Gräflich von Berckheim’schen Rentamt, sondern auch mit den Ziegenzüchtern einigen müssen.

Das letztlich 125.000 Reichsmark teure neue Turnerbad, 1938/39 in Zeiten des Westwallbaues unter großen Materialbeschaffungs-Problemen entstanden, ersetzte das 1923 eröffnete, im Winter 1929/30 von schweren Frostschäden zerstörte „Inflationsbecken”, das einst 85 Millionen Papiermark gekostet hatte.