Geschichte des Museums

Das heutige Museumsgebäude wurde 1710 durch den Deutschen Orden errichtet. Der Orden war seit dem späten 13. Jahrhundert in Weinheim (Nähe Kapellenstraße) ansässig. 1308 wurden die Deutschordensherren als Bürger der Neustadt aufgenommen; ihnen wurde das Grundstück zwischen Amtsgasse und Schlossergasse zugewiesen. Kommendenhaus (Verwaltungsgebäude), Kapelle und Wirtschaftsgebäude bildeten dabei eine geschlossene Hofanlage. 1710 wird das Kommendenhaus im barocken Stil mit dem prächtigen Wappen des Hoch- und Deutschmeisters Franz Ludwig von der Pfalz über dem Eingang neu errichtet. Nach der Auflösung des Ordens 1809 wurden die Kapelle und in der Folge auch alle Nebengebäude abgebrochen. Das Kommendenhaus diente zunächst als Sitz des neu eingerichteten Bezirksamtes („Amtshaus”), später als Untersteueramt. 1934 kaufte die Stadt Weinheim dieses Gebäude und brachte 1939 die Sammlung des Altertumsvereins hier unter.

Blick in die alte Sammlung

Zur Baugeschichte des Gebäudes Amtsgasse 2

Der Deutschen Orden, seit 1273 auf Weinheimer Gebiet ansässig, bekommt 1308 ein Grundstück zwischen Amtsgasse und Schlossergasse in der Neustadt zugewiesen, das der Orden 1310 durch eine ihm vom Pfalzgrafen verliehene angrenzende Hofstätte erweitern konnte. Um 1585/87 fanden wohl größere Umbauarbeiten statt; einige Wappen und Jahreszahlen im Haus und im Keller lassen dies vermuten. Auch wenn die Kommende in den Jahrhunderten kaum eine wesentliche Bedeutung hatte, entschloss sich der Hoch- und Deutschmeister Franz Ludwig von Pfalz-Neuburg 1710 zu einem Neubau, dessen heutiges Aussehen wir alle kennen.

Blick in die Amtsgasse

Die Auswertung der „Kosten Berechnung und Acta bey neuerer aufführ- und Erbauung dahiesigen Commenden Anbaues” von 1710, im Generallandesarchiv in Karlsruhe verwahrt, soll hier in Auszügen vorgestellt werden.

Die „Rechnung Über des Teutschen Hauses weinheimb neuen Baulichkeit 10. May 1710 anfangendt” gibt uns folgende Auskunft:

Ausgaben „dass alte Hauß abzubrechen und zuräumen“, „für aichen Bauholtz und Stammgeldt“, „für Dannen Bauholtz“, über „Port, rham Schänkel und Laten“, „für aichen Borth oder Diehl“, „für die Maurer und Zimmerleuth“, „für Kalch, Zigel undt Backhenstein“, „für sailer und streng“, „für Nägel“, „für Maurer und Zimmerleuth“, „für Schlosser“, „für Schifferdeckher“, „für Häffner“, „für Bildthauer“, „für Eisen und dergleichen Waar“, „für Handtlanger oder Taglohner undt dergleichen“, „auf fuhrlohn undt dergleichen“ und: „auf Potten-Lohn, Postgeldt und Zehrungen in dieser Angelegenheit“. Hier wird besonders die Frage nach dem Baumeisters beantwortet, die in der älteren Literatur immer wieder auftaucht: War es J.A. Breunig aus Heidelberg (Stilvergleiche mit den Bauten in Heidelberg würden es zulassen) oder war es ein eigener Baumeister, einer im Dienste des Deutschen Ordens ? (*)

Mehrmals werden Belege vorgelegt, die einen „Baumeister Berthold“ nennen, z.B. die „No. 188: 2 [Gulden] Durch Mich Verwalter sambt dem Baumeister Berthold Nebst 2 pferdt zu Lorsch an zehrung uffgangen bey alldasigen forstmeister um Bauholz zubefragen. 1 [Gulden] 8 [Kreuzer] Ferners durch obigen Baumeister sambt dem pferdt zu Lorsch verzehrt den 29ten April.“

Dieser Peter Elias Berthold aus Neckarsulm war in Weinheim auch verantwortlich für den Umbau der Deutschordenskapelle 1718, deren einziger Grund- und Aufrissplan ebenfalls im Generallandesarchiv Karlsruhe verwahrt wird. Für den Deutschen Orden betreute er noch andere Bauten im süddeutschen Raum.

Auf der letzten Seite der Ausgaben steht: „Summarum aller Ausgab geldt 10.028 [Gulden] 43 [Kreuzer] 2 [Denar]“. Dem standen an Einnahmen gegenüber:

„Einnahm allerhandt Bau Holtz sowohl Neues alß auch von dem alten gebäu“, „Einnahm aichen undt dannen borth, zweyling undt Latten, sowohl Neues als von dem alten gebäu“, „Einnahm Kalch, Ziegel, Backhenstein so wohl Neu als von dem alten bau“, doch der größte Teil der Einnahmen wurde vom „Weinheimer Hausgefäll“ (das sind Naturalabgaben an die Kommende), von der Kommende Heidelberg und vom Amt Neckarsulm „beygeschossen“.

Interessant ist auch die Verteilung der Arbeiten auf zahlreiche Handwerker und Arbeiter aus der Region: Heidelberg, Neckarsteinach, Neckargemünd, Flockenbach, Ladenburg, Birkenau, Zotzenbach, Lorsch, Hemsbach werden erwähnt. Hiesige Handwerker allein wären überfordert gewesen, innerhalb von ca. 2 Jahren ein solches Gebäude hochzuziehen.

Eine Position bereitete uns vorerst Kopfzerbrechen: „No. 216: 5 [Gulden] 19 1/2 [Kreuzer] Werden dem hiesigen Juden für schnupfftücher undt Bänder so nach dem Aufschlagen des Baus zu aufstekhung des strauß denen Zimmermeister undt gesellen abgeben worden alten gebrauch nach dem 14ten [novem]bris [1710].“ Es handelt sich hier um das Richtfest.

Einfacher zu entschlüsseln dagegen folgender Beleg: „No. 103 - 42 [Gulden] Werden dem Bildthauer zu Mannheim Georg Martin Piterich für Ihro Hochfürst[lichen] D[urc]hl[aucht] Wappen in stein mit einem Löwen auszuhauen accordirter Maaßen zahlt den 30ten [septem]br[is] 1711“ (zu sehen nach der vom Förderkreis finanzierten Restaurierung auf dem Titelblatt von Heft 5).

Für alle am erstaunlichsten war die Zahl der im Haus „versteckten“ Nägel: Eine Frage zum Schluß: Was schätzen Sie? Es waren 174.615 Nägel („halbe, einfache, doppelte latt, gantze, halbe laist, große, kleine bandt, Schloß, Speicher“ - Nägel).

 

Claudia Buggle

(*) Herzlichen Dank an dieser Stelle an den Kunsthistoriker Ferdinand Müller für die interessanten Diskussionen um den Baumeister des Gebäudes, die sicher noch fortgesetzt werden.

Literatur und Quellen:

  • Generallandesarchiv Karlsruhe (v.a. Abt. 188 Stadt und Amt Weinheim)
  • Heft „Der Deutsche Orden“ zur Ausstellung des Museums 1994
  • Huth, Hans, Die Kunstdenkmäler des Landkreises Mannheim, 1967
  • „Unser Museum“, Mitteilungen des Förderkreises des Museums Weinheim,
    1-6
  • Zahlreiche Artikel in: „Der Rodensteiner - Heimatbeilage der Weinheimer Nachrichten“